Einblicke in die Autorenpatenschaft mit Angelika Glitz
Lesungen „Henry und die Sache mit dem Bären“
15. 8. 2018 in der Berthold-Otto-Schule
Gelesen wurde für die vierten Klassen der Berthold-Otto-Schule, jeweils für zwei Klassen zwei Schulstunden lang. Ziel war es, die Kinder sowohl vom Lesen als auch vom Schreiben zu begeistern. Anfangs habe ich ein wenig über mich erzählt, meine frühere „Lese-Rechtschreibschwäche“ zum Besten gegeben (sehr zur Erheiterung), etwas über das „Leben von Träumen“ erzählt und über all die tollen Berufe rund ums Buch. Die Lesung gestaltete ich interaktiv mit vielen Bildern und Bilderrätseln zum Thema. Auch wurden die Kinder nicht müde, ihre Fragen zu stellen. Während der Lesung waren die Kinder aufmerksam und bei der Sache, was ich in diesem Umfeld nicht so erwartet hätte, insbesondere, weil einige Kinder mit erheblichen Sprachschwierigkeiten zu kämpfen hatten. Am Ende schrieben die Kinder eine eigene Monstergeschichte – ein Lückentext mit offenem Ende. Ein paar der Geschichten wurden vorgelesen. Anschließend wurde der Workshop „Schreibspaß“ vorgestellt. Die freien Plätze waren sehr schnell vergeben.
Erster Workshop-Tag
1. September 2018 in der Arche Griesheim/Opel-Zoo Kronberg
Der Workshop fand von 10 bis 17: 30 Uhr statt. Die Gruppe bestand etwa zur Hälfte aus Jungs und zur Hälfte aus Mädchen zwischen 10 und 11 Jahren. Die Kinder kamen aus den unterschiedlichsten Nationen. Sie waren aufgeweckt, begeisterungsfähig, wild und mit vollem Herzen bei der Sache.
Begonnen habe ich damit, etwas über das Schreiben zu erszählen und warum Schreiben „der beste Trip“ von allen sei. Wir haben über den „Meckerkopf“ gesprochen, einem guten Bekannten, der bei jedem im Kopf wohnt und einen so häufig blockiert, alles schlecht macht und uns einzureden versucht, dass das, was wir machen, nicht gut genug sei. Also haben wir gelernt, wie wir ihn ausschalten können und eine Übung zum „Freien Schreiben“ gemacht. Ein paar Jungs wollten sich hervortun durch Geschichten über Hitler und „gebumste Frauen“. Aber all das verschwand sehr schnell und gerade diese Jungs waren hinterher diejenigen, die die süßesten Liebesgeschichten schrieben. Zitat Aya: „Oh Mann, dass die Jungs so voll süße Liebesgeschichten schreiben.“
Die erste Geschichte des Workshops schrieben die Kinder gemeinsam. Jeder fügte einen neuen Satz hinzu. Dies klappte teils sehr gut, teils weniger. Aber es sind ein paar sehr witzige Geschichtenanfänge daraus entstanden.
Danach erzählte ich etwas über “Helden“ und ihre Bedeutung für eine Geschichte. Darüber, dass alles und jeder ein Held sein könne, so lange sein Autor oder seine Autorin ihn nur „lieben“ und mit ihm mitfühlen würde. Dies sei wichtig, damit auch der Leser Lust habe, dem Helden zu folgen durch die Höhen und Tiefen der Geschichte. Wir lernten, dass Helden sowohl gute Eigenschaft haben, aber auch ein paar Fehler und Macken, denn auch Helden sind nur Menschen und müssen „menschlich“ sein, um sie lieb haben zu können. Außerdem haben Helden immer einen Traum oder einen allergrößten Wunsch.
Die Kinder bekamen „Heldenblätter“ mit der Aufgabe, im Zoo ihren Helden zu finden, über den sie gerne eine Geschichte schreiben würden. Mit zwei Autos fuhren wir in den Opel-Zoo in Kronberg, machten ein Picknick und die Kinder zogen in kleinen Gruppen los, um ihre Heldenblätter auszufüllen.
Anschließend trafen wir uns in der „Sandkiste“. Die Kinder stellten ihre Helden vor, wir diskutierten darüber gemeinsam und überlegten uns „Konflikte“ und Probleme, die die Helden im Laufe der Geschichten zu lösen haben würden. Anschließend gab es für alle Kuchen und eine halbe Stunde freie Zeit zum Toben und Klettern.
Zweiter Workshop-Tag
2. September 2018 in der Arche Griesheim – 10 Uhr bis 16 Uhr
Wir starteten mit einer Wiederholung und erzählten noch einmal alles, was wir über Helden ihre Träume und ihre Probleme gelernt hatten. Dann nahmen wir die „Heldenreise“ durch, die als Grundlage für die Geschichte dienen sollte. Gemeinsam, in kleinen Gruppen oder mit mir im Zweiergespräch suchten wir Lösungen für den Helden und die Happy Ends der Geschichten. Im Anschluss gab es eine Schreibzeit, in der die Kinder ihre Geschichte oder zumindest einen Teil der Geschichte schreiben konnten. Das Schreibtempo war natürlich sehr unterschiedlich.
Mittags wurde Pizza geliefert und einige Kinder beschwerten sich über meinen Möhrensalat. Er sei nicht süß genug - . Dafür gab es dann süßen Pudding zum Nachtisch.
Um 13 Uhr kam die Illustratorin Marie Hübner. Sie erklärte, wie man Bilder im Kopf auf das Papier bekommt – gemeinsam und nach Anleitung der Kinder wurde ein Monster gemalt, das auf den wunderbaren Namen „Boss Ayse“ getauft wurde.
Nachdem die Kinder noch einiges über Cover von Büchern im Allgemeinen erfuhren (was braucht ein Cover etc.), sollten sie für ihre Geschichten ein Titelbild malen.
Damit es leichter fällt, gab es ein paar Vorlagen von Tieren aus dem Internet. Den Rest des Nachmittags wurde an den Titelbildern gearbeitet und weiter an den Geschichten gefeilt.
Dritter Workshop-Tag
16. September 2018 in der Arche Griesheim. 14 Uhr 30 bis 21 Uhr 30
Die Kinder stürmten in die Arche – aufgeregt wie ein Sack Hummeln – denn heute war der große Tag! Der Tag ihrer ersten „Lesung“. Doch erst mussten noch die letzten Geschichten fertig geschrieben und die letzten Titelbilder fertig gemalt werden. Das war eine kleine Herausforderung, denn die Zeit war knapp und die Aufregung groß. Aber – bis auf ein paar Bilder - wurde alles fertig. Was eigentlich einem Wunder glich.
Im Anschluss machten wir ein kurzes Auftrittstraining: Wie gehe ich auf die Bühne? Wie stelle ich mich vor? Wohin schaue ich? Wie bedanke ich mich anschließend? Wir besprachen den Ablauf und die Kinder übten anschließend in Zweiergruppen das Vorlesen.
Um 17 Uhr waren die Eltern eingeladen. Teils kamen sie mit der ganzen Verwandtschaft - von Bruder bis Großonkel – teils (ein paar wenige) leider gar nicht.
Ein internationales Buffet wurde mitgebracht und aufgebaut – lecker und liebevoll von den Eltern gekocht und bereitet. Wir haben Speisen probiert, von denen wir nicht einmal wussten, das es sie gibt.
Um 18 Uhr 30 begann die Lesung und das zweite Wunder geschah – es lief reibungslos! Es war unglaublich, wie großartig , wie ruhig und diszipliniert die Kinder ihre Geschichten auf die Bühne gebracht haben.
Der Applaus war riesig, der Stolz der Kinder groß, die Begeisterung grenzenlos, das Strahlen ein Herzwärmer. Es war einfach beseelend und rundum schön. Hinterher gab es viele nette Gespräche mit internationalem Austausch beim Essen. Die letzten Gäste gingen um 22 Uhr. Zum Abschied bekam jedes Kind noch eine Mappe mit allen Geschichten und ein Buch von mir geschenkt.
Mein Fazit:
Den Kindern hat es sehr viel Freude gemacht, sie waren mit Leidenschaft dabei und ich denke, es war einfach schön für sie zu erleben, dass man an etwas arbeitet, es fertig stellt und hinterher dafür den Applaus auf der Bühne bekommt. Außerdem waren die Kinder teils selber überrascht, was sie zum Beispiel beim „Freien Schreiben“ aufs Papier bekommen habe.
Mir hat der Workshop ebenfalls viel Freude gemacht. Ich fühle mich von diesen drei Tagen mit den Kindern beschenkt. Ich habe schon viele Schreibwerkstätten gegeben und es ist immer einfach, Kinder vom Schreiben zu begeistern, denn Schreiben ist wunderbar, macht frei, groß und stark und schenkt Abenteuer, Glück und neue Gedanken und vieles mehr. Aber noch nie hatte ich eine Gruppe, die so „aufgesogen“ hat wie diese wilde Bande dort. Zitat: „Können wir jetzt nicht jeden Tag „Workshop“ machen. Selten bin ich im Anschluss so häufig umarmt worden, haben so häufig ein „Danke“ gehört oder bin mit so viel ungebremster Begeisterung überschüttet worden. Allerdings war auch niemals zuvor ein Kurs für mich auch so anstrengend gewesen wie dieser.
In Summe kann man sagen, dass die Zeit zu kurz gewesen ist. Dasselbe Programm hätte besser in 5 oder mehr Tage gepasst, auch um das Gelernte noch ein wenig zu festigen.
Hier auch noch einmal einen ganz Riesendank an die Arche-Mitarbeiter, allen voran Stephanie Kiefer. Diese Frau ist einfach wunderbar in ihrer Energie und ihrer Kompetenz und war mein „Rettungsanker“ im Kreise dieser wilden Süßen. Ohne die fachliche kompetente Unterstützung der Arche Mitarbeiter wäre es sehr schwierig geworden und sicher nur halb so schön.
Vielen Dank auch an die Otto-Berthold Schule, die die Lesungen ganz großartig vorbereitet haben.