Sommerferienfreizeit im Jugendtreff Ehrang - Quint
Über dreißig Kinder haben sich angemeldet und ich soll an zweieinhalb Tagen mit ihnen eine Schreibwerkstatt durchführen. Schreiben in den Ferien? Wer möchte schon gern so ein Spaßverderber sein?!
Da hilft nur Skimper, unser kleiner Lesetroll, der bereits der Held zweier anderer Werkstattgruppen ist. Abwechselnd haben die Teilnehmer*innen in Fortsetzungen geschrieben, schon ein halbes Jahr lang, an einem gemeinsamen Text, der zum Schluss ein echter Trollroman werden soll. Ich lese den Kindern im Jugendtreff aus den fertigen Kapiteln vor. In der Hoffnung, dass sie die Geschichte mögen und sich anstecken lassen. Und natürlich habe ich Skimper mitgebracht, einen Klappmaulhandpuppentroll, auf den die anderen Werkstattgruppen „total abgefahren“ sind. Es funktioniert! Auch hier ist es wieder Liebe auf den ersten Blick. Ich kündige den Kindern an, dass wir am nächsten Tag zusammen mit Skimper einen Ausflug durch Ehrang planen, um dem Troll zu zeigen, was es da zu sehen gibt. Und dass sie selbst Fotos machen dürfen.
Werkstatttag 1
Vierundzwanzig Kinder zwischen sieben und elf Jahren melden sich an. Niklas Schütte, ein professioneller Illustrator, begleitet uns. Er und ich stellen den Kindern unsere Handys zur Verfügung, damit sie Fotos knipsen können. Sie sollen Ehrang mit den Augen des Trolls entdecken und unterwegs kleine Trollgeschichten inszenieren. Skimper wandert von Hand zu Hand, sein Hut von Kinderkopf zu Kinderkopf. Es wird viel gelacht. Luis überredet seine Oma, die Garage aufzuschließen, damit Skimper auf Opas Motorroller sitzen kann. Oma ist skeptisch. Sie befürchtet, dass wir jetzt alle auf den Roller wollen. Erst, als wir ihr mehrfach versichern, dass es wirklich nur um Skimper geht, gibt sie nach. Auf dem Spielplatz muss der Troll natürlich alles ausprobieren! Und dann entdeckt er eine schöne Frau aus Stein, die er unbedingt küssen will. Es geht kaum voran, weil es an jeder Ecke und in jedem Winkel etwas ganz Besonderes gibt. Die Ideen sprudeln! Nur der Postbote ist nicht ganz so begeistert, als er Skimper in seiner gelben Posttasche entdeckt. Aber er drückt ein Auge zu, nachdem er uns über das Briefgeheimnis aufgeklärt hat. Die Sonne scheint, es ist heiß. Zum Glück fällt Elisabetha ein, dass ein Troll ja nicht wissen kann, wie Eis schmeckt ... Und wir wissen es auch nicht mehr genau ... Also auf zur Eisdiele!
Nach dem Mittagessen erkundet Skimper noch den Jugendtreff. Seine Entdeckungsfreude kennt keine Grenzen. Und sein Hut macht weiterhin die Runde. Eine überaus reiche Fotoausbeute ist in unseren Handys gespeichert, als Niklas und ich uns auf den Heimweg machen. Skimper schnarcht auf der Rückbank meines Autos.
Werkstatttag 2
Mit einer Auswahl von ungefähr dreißig Fotos, die wir an die Wand beamen, beginnt der zweite Werkstatttag. Zunächst sollen die Kinder sich nur über ihre gelungenen Bilder freuen. Dann schlage ich vor, dass diejenigen, die Lust haben, zu jedem Bild etwas aufschreiben: Einen Satz, ein Wort, einen Sprechblasentext, was ihnen gerade einfällt.
Die Bilder werden nummeriert, damit die Kinder ihre Texte zuordnen können und ich später auch. Zu meiner Überraschung zeigen sich fast alle bereit zu schreiben, selbst die Kleinen, die erst im zweiten Schuljahr sind. Etwas mehr als zwei Stunden halten sie durch. Zum Schluss sammle ich die Textblätter ein und verspreche, von jedem Kind etwas in die gemeinsame Bildgeschichte aufzunehmen. Alle sind nun geschafft und hungrig! Und das Mittagessen schmeckt an diesem Tag besonders gut. Danach bleibt uns nur noch eins: Endlich selbst herumtrollen! Fratzen schneiden mit dem Trollhut auf dem Kopf und der Lesebrille auf der Nase, geschminkt oder sogar kostümiert. Und jede Menge Fotos schießen ...
Geschichten schreiben mit dem Lesetroll: Wie es scheint, doch ein Ferienspaß!
Hanna Jansen (Autorin)
Was der Troll auf seiner Reise alles erlebt hat, finden Sie hier.