Einblicke in die Autorenpatenschaft mit Dagmar Petrick
Josie hat sich flach über den Tisch ausgestreckt; ihre Nase schabt fast auf dem Papier, das sie mit schwungvollen Pinselstrichen füllt: Schreiben glückt offenbar in allen Lagen, wie es bisweilen hilfreich sein kann, die Dinge einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Es muss also nicht zwangsläufig an Tischen geschehen, wenn die Schreibwerkstattkinder zum Schreiben zusammenkommen, obwohl die meisten dann doch überwiegend an Pulten sitzen. Denn sie sind eifrig dabei: Mindestens sieben Mädchen und zwei Jungen treffen sich seit Jahresbeginn regelmäßig zum Schreiben und Malen in einem Klassenzimmer der Grundschule Johannes in Halle an der Saale. Dabei ist der kleine Raum nicht unbedingt der angenehmste für solch eine Angelegenheit, die engen Wände wirkend bisweilen erdrückend, und wenn alle durcheinander schnattern, wird es ziemlich laut. Leise schreibt hier nämlich kaum einer, jede möchte gerne auch erzählen, was gerade auf dem Blatt entsteht, am liebsten allen, oft aber auch nur mir alleine – und so springe ich von einem Tisch zum anderen, höre zu und überlege mit, wie die Geschichten ihren Schliff bekommen, wo es hakt und wie es weitergehen könnte und was sich deutlicher sagen ließe: starke Verben, Metaphern, Vergleiche, die ganze Palette - auch wenn wir es so nicht benennen. Nebenbei entstehen etliche Bilder zum Geschriebenen; die Künstlerin Doris Behm hilft, dass die Vorstellungen der Kinder nicht in ihren Köpfen bleiben und die Geschichten mit Illustrationen angereichert werden.
Am Ende jeder Werkstatt fordern die Kinder jedes Mal entschieden ein, das Geschriebene einander vorzulesen und es gibt immer eine Menge Applaus dafür. Uns freut das, zeigt es doch: Was wir uns noch vor Beginn der Werkstätten wünschten, dass die Kinder auch stolz sein würden auf das, was sie zustande bringen und ausdrücken, erfüllt sich bereits jetzt ein wenig, und das ist doch schön, nicht wahr? Aber noch stecken wir mittendrin, und bis zu dem kleinen Buch, auf das sich alle schon sehr freuen, ist es noch ein längerer Weg. Darum machen wir bis dahin einfach munter weiter; schließlich glückt Schreiben nur Wort für Wort, egal in welcher Lage.
Fotos: Doris Behm