Projektdaten:
- Titel: Auf der Suche nach der Heimat
- Bündnispartner 1: Bücherei Stegaurach, Schloßplatz 1, 96135 Stegaurach
- Bündnispartner 2: Mittelschule Stegaurach, Schulplatz 1, 96135 Stegaurach
- Bündnispartner 3: Innovative Sozialarbeit (ISo), Geisfelder Str. 14, 96050 Bamberg
- Bündnispartner 4: Friedrich Bödecker Kreis Bayern, Postfach 13 17, 85423 Erding
- Autorenpate: Nevfel Cumart wurde als Sohn türkischer Eltern 1964 in Deutschland geboren. Er studierte Turkologie, Arabistik, Iranistik und Islamwissenschaft in Bamberg und arbeitet seit 1992 als freiberuflicher Schriftsteller, Übersetzer und Journalist in Bamberg. Seit 1983 veröffentlichte er neben 18 Gedichtbänden in Deutsch, Englisch und Türkisch auch eine Sammlung mit Erzählungen, außerdem zahlreiche Prosabeiträge, Aufsätze und literarische Essays in diversen Anthologien und Fachpublikationen. Nevfel Cumart übersetzte rund ein Dutzend Bücher aus dem Türkischen ins Deutsche und publizierte zahlreiche Aufsätze, Porträts und Rezensionen über die türkische Literatur der Moderne sowie über diverse Themen zum Islam. Er hält Vorträge und leitet Seminare über verschiedene Aspekte der türkischen Gesellschaft und Kultur, die Lebenssituation der Migranten in Deutschland sowie über die Religion des Islams. Für sein literarisches Werk erhielt Nevfel Cumart diverse Literaturpreise und Auszeichnungen, darunter auch den Kulturpreis Bayern (2008) den Kulturpreis der Oberfrankenstiftung (2009), den Pax-Bank-Preis (2011) sowie die Poetik-Professur der Universität Innsbruck in 2012. Im Juli 2014 überreichte ihm Bundespräsident Gauck persönlich das Bundesverdienstkreuz am Bande. Nevfel Cumart führt seit 1984 Lesungen und Schreibwerkstätten an Schulen aller Schularten durch. Seine Lese- und Vortragsreisen führten ihn mehrfach ins Ausland. Er leitete auch Kreative Schreibwerkstätten in den USA, in Irland, Österreich, Polen, Dänemark, Finnland und Italien.
- Zeitraum: 10.06.2018 - 10.12.2018
- Format: Modul 2 (halbjährig)
- Ort: Stegaurach
- Bundesland: Bayern
Downloads und Presselinks zur Autorenpatenschaft Nr. 38
Über nachfolgende Links können Sie sich Pressemitteilungen anschauen und das Buch mit den Projektergebnissen nach Fertigstellung als PDF runterladen. Zur Ansicht wird ein PDF Reader benötigt.
Download des Buchs (PDF)
Projektbeschreibung
Viele Jugendliche schreiben Texte, die außerhalb des schulischen Rahmens entstehen und die dazu dienen, die eigene Person und die Gedanken zum Ausdruck zu bringen. In dem Schreibprojekt mit Nevfel Cumart werden den teilnehmenden Jugendlichen gezielt Impulse gegeben, um sich insbesondere den Themen „Fremde“ und „Begegnung mit dem Fremden“ mit ihren vielfältigen Facetten wie „Sehnsucht“, „Toleranz“ und „Völkerverständigung“ zu widmen.
Wie lebt es sich in der Fremde, wie zwischen den Kulturen? Welche Spannungen gibt es? Wo ist das Zuhause? Wie entwickelt sich der Begriff „Heimat“? Mit welchen Problemen und Schwierigkeiten werden Menschen mit fremder Herkunft im alltäglichen Leben in Deutschland konfrontiert? Was führt Menschen aus anderen Ländern zu uns nach Deutschland (Stichwort: Fluchtursachen, aber aus der Sicht der betroffenen Jugendlichen). Diesen und anderen Fragen soll mit literarischen Texten nachgegangen werden.
Insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund aber auch junge (auch unbegleitete) Geflüchtete, von denen einige am Projekt teilnehmen werden, können in der Schreibwerkstatt unter gezielter Anleitung des Autorenpaten in eigenen Worten und aufrichtigen Bildern einen aussagekräftigen Einblick in ihr Denken und Fühlen, in ihre Empfindungen und Erlebnisse geben. Dabei soll es nicht nur um die großen Themen wie „Flucht“, „Heimat“, „Fremde“ und „Ausländerdasein“ gehen. Auch das breite Spektrum menschlicher Gefühle, Freundschaft und Liebe sowie die eigenen Ängste und Sorgen können literarisch thematisiert werden.
Nevfel Cumart konzipiert und gestaltet den Ablauf des Projektes flexibel. Dabei richtet er sich nach der Altersstufe der Jugendlichen, der Zusammensetzung der Gruppe und den vorhandenen Voraussetzungen bei den Teilnehmenden.
In dem Schreibprojekt werden nach einer Einstimmungsphase den Jugendlichen gezielt Impulse für ein bewusstes Schreiben gegeben. Mit korrespondierenden Schreibspielen und anderen Schreibverfahren sollen die kreativen Fähigkeiten freigelegt und ein spielerischer Zugang zum Schreiben ermöglicht werden. Mit Hilfe von verschiedenen, teilweise auch gemeinschaftlichen Schreibmethoden (z.B. Cluster, Klopfspiel, Parallelgedichte, Reduktionstexte, Reihumgeschichten, Meditationstexte, Lexikonspiele etc.) werden auf unterhaltsame Weise „Sprachmaterialien“ erarbeitet. Diese regen die erzählerische Tätigkeit der Jugendlichen an und bieten ein geeignetes Gerüst, eine sprachliche Grundlage für einen literarischen Text. Alle Jugendlichen werden bei der Ausarbeitung ihrer Ideen und Themen von Nevfel Cumart individuell betreut und erhalten die nötige Unterstützung beim Schreiben ihrer Texte. Besonders die Jugendlichen, die unter einem „Vorbehalt“ in das Projekt kommen, die einfach mal „in die Schreiberei hineinschnuppern wollen“, gilt es behutsam an die eigenen Ideen und Anregungen heranzuführen.
Bilder
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Texte der Autorenpatenschaft Nr. 38
Meine Heimat
Heimat ist für mich der Ort, wo ich meinen ersten Atemzug hatte, wo ich mich wohl fühle.
Heimat ist für mich da, wo ich das Laufen gelernt habe, wo ich mein erstes Wort gesprochen habe.
Heimat ist für mich der Ort, wo ich mit meiner Familie, meinen Bekannten und Freunden eine Menge Spaß habe, wo ich von allen respektiert werde so wie ich bin.
Heimat ist für mich da, wo ich glücklich in den Arm genommen werde, wo ich von meiner Familie, von meinen Freunden und Bekannten einfach geliebt und gemocht werde.
Heimat ist für mich da, wo ich friedlich und sicher einschlafen kann, wo keine Gewalt herrscht.
Heimat ist für mich da, wo alle Menschen meine Muttersprache sprechen.
Heimat ist für mich da, wo ich keine Angst haben muss.
Meine Heimat ist Bamberg!
Daniel Bayer, 16 Jahre
Liebe
Liebe ist für mich, dem anderen zu vertrauen.
Liebe ist für mich, sich beim anderen wohl zu fühlen.
Liebe ist für mich, wenn man über alles reden kann.
Liebe ist für mich Geborgenheit und Sicherheit.
Liebe ist für mich, auch mal miteinander zu schweigen.
Liebe ist für mich, die andere Person so zu nehmen wie sie ist und sie nicht verändern zu wollen.
Liebe ist für mich aber auch Schmerz und Traurigkeit.
Denn Liebe kann manchmal schön, aber manchmal auch hässlich sein.
Und leider kann die Liebe manchmal schneller vorbei sein als man denkt!
Linda Burkard, 14 Jahre
Mein Zuhause
Morgens muss ich immer früh aufstehen, um rechtzeitig zur Schule zu kommen.Eis esse ich im Sommer sehr gerne.
Ich gehe viermal im Monat zur Feuerwehr.
Nicolas ist mein bester Freund.
Zeichnen mag ich sehr gerne, es ist mein Hobby und ich zeichne sehr oft.
Urlaub mache ich mit meiner Familie in den Sommerferien am liebsten in Kroatien.
Haustiere mag ich auch sehr gern, da wir selber viele Tiere haben daheim.
Aus Büchern lese ich sehr gerne und finde es schön.
Unser Haus ist schön groß und modern.
Schlangen, Sinnen und Bartagamen sind für mich faszinierende Lebewesen und Bartagamen halte ich selbst zu Hause.
Eigentlich mag ich die Schule und das Fach PCB finde ich auch sehr interessant.
Jonas Schindlbeck, 13 Jahre
Alanka
Hallo, ich bin Alanka. Ich bin dreizehn Jahre alt und habe eine dunkle Haut. Ich bin etwas klein für mein Alter, aber das stört mich nicht. Es stört mich nicht, wenn andere sich darüber lustig machen, dass ich so klein bin.
Ich komme aus einem kleinen Dorf in Afrika. Wenn ihr es genau wissen wollt, unser Dorf ist in Kenia. Meine Familie besteht aus fünf Köpfen: meine Mutter Shauna, meine drei kleinen Schwestern Mia, Lia und Muna. Ich habe keine Brüder. Wir sind eine Familie und sie sind noch alles, was ich habe. Denn mein Vater starb bei einem Feuer als ich vier Jahre alt war.
Ich wünsche mir, dass wir keinen Hunger mehr leiden müssen und dass wir ohne Angst schlafen können. Aber ich habe auch andere Ängste und Sorgen: Dass wir noch größere Not haben und noch mehr hungern müssen, dass ich meine Familie verliere und dass einer von uns eine sehr schwere Krankheit bekommt. Das wäre sehr schlimm, denn wir haben hier im Dorf keinen Arzt und keine Medikamente.
Ich habe auch ein paar Ziele in meinem Leben. Ich will noch mehr arbeiten und helfen, damit wir auf unserem kleinen Feld noch mehr Gemüse ernten können. Ich will noch mehr für meine kleinen Schwestern tun. Und ich wünsche mir ganz doll, irgendwann mal meine Mutter glücklich zu sehen.
Bei uns im Dorf gibt es weder Strom noch Wasser in den Hütten. Unsere Hütte ist ungefähr 45 Minuten von der nächsten großen Wasserstelle entfernt. Es ist sehr mühsam, Wasser zu holen. Wir müssen deswegen sehr sparsam sein mit Wasser.
Meine Familie und ich leiden sehr. Aber wir wollen uns nicht hängen lassen. Es gibt immer einen Weg in die Zukunft. Denn man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Noch leben wir als Familie.
So, das war ein kleiner Ausschnitt aus meinem Leben in Kenia. Ich hoffe, dass es euch in Deutschland besser geht als mir und meiner Familie. Ganz bestimmt. Und ich hoffe auch, dass ihr nun auch mal öfter daran denkt, mit Wasser und Brot und anderen Lebensmitteln sparsam umzugehen.
Tschüss!
Eure Alanka
Luzie Winkler, 13 Jahre
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