Projektdaten:

  • Titel: Mein Traum vom Glück
  • Bündnispartner 1: Jugendtreff Ehrang-Quint
, August-Antz-Straße 42
, 54293 Trier
  • Bündnispartner 2: Friedrich-Spee-Gymnasium Trier
, Mäusheckerweg 1
, 54293 Trier
  • Bündnispartner 3: Friedrich-Bödecker-Kreis im Land Rheinland-Pfalz und in Luxemburg e.V.
, Vorsitzender Malte Blümke, Saarstraße 21, 54290 Trier
  • Autorenpate: Stefan Gemmel - deutscher Kinder- und Jugendbuchautor
  • Zeitraum: 01.01.2015 - 31.12.2015
  • Ort: Trier
  • Bundesland: Rheinland-Pfalz
 

Projektbeschreibung

Das Bündnis stellt das Nachfolgebündnis zu dem Trier-Ehranger Bildungsbündnis 2013/2014 dar. In dem neuen Bündnis sollen die sehr positiven Erfahrungen des ersten Bündnisses, die zusammenfassend in dem Bündnisbuch dargestellt werden, vertieft und ausgebaut werden.

Im Sinne von Nachhaltigkeit wollen wir die Lesemotivation und die Lese- und Schreibkompetenzen der Kinder und Jugendlichen, die sich seit mehr als einem Jahr durch die Bündnisarbeit ausgesprochen positiv entwickelt haben, erhalten und weiter entwickeln. Dazu werden wir auch die personalen Verbindungen der Kinder und Jugendlichen zu den Autoren des ersten Bündnisses weiter aufrechterhalten. Zusätzlich wollen wir erste bestehende Kontakte in die Ortsgemeinde Ehrang und die angrenzenden Ortsgemeinden vertiefen.

Unsere Bündnisarbeit werden wir schwerpunktmäßig in den Jahrgangsstufen 8, 10 und 12 ansetzen. Dazu wollen wir weitere Kooperationspartner mit den Grundschulen Biewer, Ehrang, Quint und Pfalzel gewinnen.

Mit dem Fachbereich Soziologie der Universität Trier wollen wir unsere Kontakte ausbauen, um die Wirkungen des Bündnisses besser einschätzen zu können.

Mit Stefan Gemmel konnten wir als Hauptpatenautor einen sehr qualifizierten und in der Region sehr geschätzten Autor gewinnen, der seine innovativen Leseförderungsmaßnahmen auch in das Bündnis einbringen wird.

 

Bilder

 

Texte der Autorenpatenschaft Nr. 13


Das Glück und die Narbe

 

Nun lebe ich schon elf Jahre hier.
Von Jahr zu Jahr werde ich älter,
aber es passiert nichts.
Ich will hier raus, raus aus Syrien.
Ich will mich nicht länger verstecken,
nicht noch mehr Narben von
Schlägen kassieren.
Sie reden alle von Deutschland.
Nach Deutschland oder Schweden
Sollen wir gehen.
Ich will Glück!
Ich zahle einen Schleußer,
er bringt mich in die Türkei,
und von dort nach Griechenland,
wo die Polizisten schon lauern.
Ich verstehe nicht,
warum sie uns schlagen?
Sie sind doch Polizisten.
Sie sollen doch dafür sorgen,
dass es auf der Welt mit
rechten Dingen zugeht.
Natürlich hatte ich das Pech,
dass ich von ihnen aufgegriffen
und ins Gefängnis gebracht wurde.
Dort lernte ich Ibrahim kennen.
Er hat das gleich Ziel wie ich:
Deutschland!
Nach einem halbe Jahr Gefängnis
Machen wir uns gemeinsam auf die Reise.
Und haben Glück!
Wir schaffen es übers Meer nach Rom.
Kaum Essen, kaum Trinken.
Aber ein Leben.
Uns hält nichts mehr auf.
Adrenalin und Hoffnung.
Wir fahren nach Paris.
Und von dort nach Deutschland,
ins Glück!
In Paris wird Ibrahim krank.
Wir haben kein Geld für einen Arzt
Oder Medizin.
Er sagt zu mir: „Geh alleine nach Deutschland.
Ich schaffe es nicht mehr!“
Mit Tränen in den Augen
Setze ich mich in den Zug
Und fahre ab ...
In Deutschland sind
Alle Narben, die ich getragen habe
Wie weggeblasen,

 

außer einer ...

Til Gilles, 14 Jahre

 

Papier

 

Ich sitze vor einem weißen Blatt.
Schaue auf das Blatt.
Blinzele.
Schaue auf den Stift.
Blinzele.
Der Stift schaut mich hämisch an,
wenn er einen Mund hätte,
würde er mich jetzt auslachen.
                                         Auslachen dafür,
dass ich als einziger nicht schreibe.
Ich schreibe nicht.
Mir fällt keine tolle Geschichte ein.
Mit Elfen, Einhörnern oder Jack the Ripper.
Ich kann mir jetzt nichts aus
Den Fingern saugen,
keine Tinte, keine Zeile.
Meine Ohren vernehmen das monotone Ticken der Uhr.
Tick, tack, tick, tack.
Das Rascheln des Papiers
Und das geschäftige Schreiben.

 

Mit aller Entschlossenheit
Nehme ich den Stift in die Hand.
Atme tief durch die Nase ein
Und aus.
Noch einmal ein und aus.
Es macht klick
Der Stift saust über das Papier.
Die Tinte fängt an zu erzählen.

 

Wovon?

 

Denk es dir aus!

Philipp Ulrich, 15 Jahre

 

Hoffnung

 

Da saß nun dieser kleine Junge vor mir.
Er schaute mich mit seinen
großen braunen Augen an.
Ganz ruhig saß er da
und schaute mich an.
In seinen Augen lag dieser Schimmer
                                                  von Hoffnung.
Hoffnung
auf ein Leben,
ein Leben im Glück,
wo die Polizei einen nicht schlägt,
wo man nicht abends hungrig ins Bett geht.
Auf ein Leben ohne Gewalt,
in dem Frieden herrscht.
Genau diese Vorstellung war es,
die uns alle trieb,
uns am Leben hielt.

 

Hoffnung
gab uns den Mut die Flucht anzutreten.
Doch genau diese Hoffnung war es,
die mit jeder Welle drohte zu brechen.
Das brüchige Boot, mit dem wir versuchten
nach Europa zu kommen, war klein und drohte
mit jeder Welle zu kentern.

 

Dann wäre die Hoffnung für mich
und den Rest der Menschen,
die mit mir auf diesem Boot ausharrten,
mit einem mal geplatzt.

 

Trotz dieser Gefahren stieg die Hoffnung
mit jedem Meter, den wir zurücklegten,
der uns näher an das Glück heran brachte.
Plötzlich ging vom Bug bis zum Heck
ein Freudenschrei durch das Boot,

 

Es konnte nur Europa sein.
Es musste Italien sein,
welches wir schon seit Stunden
versuchten anzusteuern.
Wir sahen die Lichter der Küste,
umgeben von der Schwärze der Nacht.
Nun war es so weit,
keiner konnte uns aufhalten,
alle sprangen von Bord in das kühle Meer,
wir haben es geschafft.
Als ich nun am Strand stand
und sah wie die Leute sich umarmen
und andere die Küste entlang rennen,
rollten mir Tränen über die Wangen.

 

Ich fing an zu weinen.
Stand am Strand und weinte
um all diese Menschen,
die ich verloren habe,
die ich verlassen musste.
Ich konnte es nicht begreifen.
Begreifen, dass wir es geschafft haben.
Hier kann ich neu anfangen,
ein neues Leben beginnen.

Max Hoffmann, 14 Jahre

 

Bilder

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