Über nachfolgende Links können Sie sich Pressemitteilungen anschauen und das Buch mit den Projektergebnissen nach Fertigstellung als PDF runterladen. Zur Ansicht wird ein PDF Reader benötigt.
Für diese Maßnahme ist auf Grund der kurzen Dauer keine Publikation vorgesehen. Texte und Bilder des Projektes finden Sie weiter unten.
Ziel des Kreativ-Schreibworkshops „Interview mit einer Gemeinde. Eine literarische Stadtentdeckung Bad Tabarz” ist es, gemeinsam mit den Schüler*innen einen neuen Blick auf die eigene Gemeinde zu werfen, die Perspektive zu wechseln sowie bekannte und vielleicht auch eher unbekannte Ecken, Denkmäler und Gebäude mit Geschichten zu beleben. Dabei sollen vielfältige Taktiken und Methoden der Kreativität zur Erstellung von eigenen Texten ausprobiert und erlernt werden. Der Schwerpunkt beim Erstellen der Texte liegt dabei auf der Figurenzeichnung, dem Beschreiben von Gegenständen, Orten, Gefühlen u.v.m. Gemeinsam gehen die Jugendlichen und ein Fotograf auch auf Objektsuche. Ebenso sind Einsprechübungen von entstandenen Texten und Tonaufnahmen Teil des Projekts.
Ein Schwerpunkt des Workshops ist es, Jugendlichen aufzuzeigen, dass in jedem von ihnen Kreativität schlummert und diese durch bestimmte Taktiken und Methoden zu Tage gefördert werden kann. Der Perspektivwechsel bei der Erarbeitung von Texten liegt dabei im Fokus. Die Recherche zu den zu beschreibenden Objekten (z.B. Denkmäler, Gebäude u.a.) soll den Teilnehmenden die Möglichkeit eröffnen, die Texte mit Fakten Wissen zu bereichern. Der FBK für Thüringen e.V. wird den Schüler*innen für dieses Projekt Tablets mit Programmen für Bild-, Ton- und Textbearbeitung sowie ein Zeichenprogramm zur Verfügung stellen. Die entstandenen Texte, Tonaufnahmen und Bilder werden in einer Ausstellung präsentiert.
Für diese Autorenpatenschaft liegt uns leider kein digitales Bildmaterial vor.
Hallo, ich bin der Nahkauf und stehe seit dem Jahr 2012 in Bad Tabarz in der Reinhardsbrunner Straße 40. Mein Besitzer ist Ulf Jacobitz.
Von Montag bis Samstag habe ich täglich von 6 Uhr – 22 Uhr geöffnet. Du kannst bei mir auch Pakete abholen und abgeben und natürlich auch Lotto spielen. Eine Landfleischerei und eine Bäckerei kannst du bei mir auch besuchen. Wenn du einkaufen gehst, musst du deine Tasche oder deinen Rucksack abgeben, damit nicht geklaut wird. Ich habe nämlich öfter mal beobachtet, dass ich von Leuten beklaut wurde. Da habe ich mir schon Gedanken gemacht. Warum tun sie das? Haben sie kein Geld? War es eine Mutprobe? Zum größten Teil waren es Zigaretten, Energy-Getränke und Kaugummis, die mitgenommen wurden. Es hat niemand mitbekommen, deshalb habe ich angefangen, laut zu piepen und die Eingangstür zu verschließen. An der Kasse gibt es übrigens auch eine Spendenbox, in der sehr nette Leute etwas Geld für arme Kinder in Afrika spenden.
Vor zwei Wochen wollte eine alte Frau diese Spendenbox klauen. Ich konnte nichts machen. Zum Glück kam das Personal und rief die Polizei. Die Frau bekam ein lebenslängliches Hausverbot ausgesprochen. Was aber heißt „lebenslänglich“ für eine alte Frau? Und warum hat sie das gemacht?
Ich bin auch ein Treffpunkt für viele Jugendliche. Sie treffen sich hier, um einkaufen zu gehen. Sie kaufen Essen und Trinken für unterwegs. Oft sind Jugendliche vor mir für ihre Treffen verabredet. Natürlich treffen sie sich auch hier, weil jeder weiß, wo der Nahkauf ist. Dass ich gratis WLAN habe, ist auch ein wichtiger Grund, denn sie sparen Datenvolumen und somit Geld.
Ich besitze auch einen Parkplatz, aber es werden hier nicht nur die Autos geparkt, sondern es gibt an manchen Tagen sogar eine Schlägerei. Zum Beispiel wollten die Freunde Flo, Heinz, Michi und Leon dem Falko eine Lektion erteilen. Falko wollte als Mutprobe nicht in mir klauen. Die Jungs glaubten, Falko sei ein feiger Kerl. Die Leute, die in den Wohnungen über mir wohnen, haben das beobachtet. Sie riefen Polizei und Notarzt. Als sie zum Parkplatz kamen, waren die Jungs aber schon verschwunden. Ich könnte ja der Polizei erklären, was der Grund gewesen ist für diese Schlägerei, aber mich versteht ja keiner. Falko sehe ich immer noch, wenn er in mir einkauft. Ich finde seine Einstellung prima.
Romy und Lisa, 14 Jahre
Um zu mir zu gelangen, musst du der Zimmerbergstraße folgen bis zu der neugebauten Klinik, dort in der Nähe stehe ich, ein prachtvoller Stein. Ich bin nicht irgendein Stein. Nein, ich erinnere an einen einstigen Kurgast. Sein Name ist bekannt. Diesen trage ich stolz auf meiner Brust, er lautet Heinrich Hoffmann. Er war ein bekannter Kinderbuchautor. Wer kennt nicht den Suppenkasper oder den Struwwelpeter? Diese Geschichten und viele andere hat dieser Mann geschrieben. Und ich soll an ihn erinnern.
Ich fühle mich geehrt, dass ich das machen darf. Zu mir kommen viele Urlauber und betrachten mich. Auf mir steht: „Zum Andenken an Heinrich Hoffmann den Dichter des Struwwelpeter welcher in den Jahren 1884 – 1894 in Tabarz weilte.“ Außerdem stehe ich in einem kleinen Park. Viele ältere und schwer erkrankte Leute besuchen mich heute noch gerne, um die Atmosphäre zu genießen und sich an die alten Zeiten zu erinnern. Denn ihr müsst wissen, ich stehe in der Nähe einer Kurklinik. Auch Großeltern mit ihren Enkeln kommen gerne zu mir, um Geschichten aus ihrer Kindheit zu erzählen. Da höre ich immer gerne zu. Auch die Geschichten, die Heinrich Hoffmann geschrieben hat, kann ich mir immer und immer wieder anhören. Jugendliche besuchen mich so gut wie nie. Außer die Eltern schleifen sie, damit sie mal rauskommen, zu mir. Ich finde es immer amüsant, wie diese Jugend sich unterhält. Ich verstehe da nur Bahnhof. Den alten Leuten höre ich besonders gerne zu. Sie reden darüber, wie groß ihre Enkel geworden sind und was sie früher in deren Alter für Dummheiten gemacht haben. Gestern, am Freitag, hat mich ein Mann besucht. Ich denke, er war so um die 80 Jahre alt. Er sah traurig aus. 10 Minuten später kam eine Frau, sie sah jung aus, so 35 Jahre. Sie fingen an, sich zu unterhalten. Aus dem Gespräch hörte ich heraus, dass es sich bei der jungen Frau um seine Tochter handeln musste. Er fragte sie, warum sein Enkel nicht mitgekommen ist. Sie antwortete, dass er mit seinen Freunden feiern ist und daher keine Zeit gefunden hat, um mitzukommen. Nachdem sie das gesagt hatte, war es erstmal lange still, keiner der beiden sagte was. Bis der Opa fragte: „Weiß er, dass unsere gemeinsame Zeit begrenzt ist?“ Die Frau sagte darauf nur: „Nein, ich habe noch keinen richtigen Moment gefunden.“ Der Opa bat seine Tochter, es dem Enkel selbst zu erklären. Seine Tochter stimmte zu: „Komm doch morgen zum Abendessen. Ich hole dich ab und kümmere mich darum, dass Kevin zuhause ist! Okay?“
Mit einem Kopfnicken willigte er ein. Danach verabschiedet sie sich und gingen jeder in eine andere Richtung. Jetzt ist es Samstag 18:00 Uhr – Abendbrotzeit. Und ich hoffe, der alte Mann kann seinem Enkel sagen, wie kostbar Zeit ist. Und ich wünsche, dass sie ihre letzte gemeinsame Zeit fröhlich miteinander verbringen.
Collin, 15 Jahre
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