Anders anders sein
Projektdaten:
- Titel: Anders anders sein
- Bündnispartner 1: Haus für Poesie, Literaturbrücke Berlin e.V., Knaackstraße 97, 10435 Berlin
- Bündnispartner 2: Max-Beckmann-Oberschule, Auguste-Viktoria-Allee 37, 13403 Berlin
- Bündnispartner 3: Friedrich-Bödecker-Kreis im Land Berlin e.V., Weisestraße 50, 12049 Berlin
- Autorenpate: Als "Third-Culture” Kind, das im Spannungsfeld zwischen Fremde und Heimaten aufwuchs, lernte Ayon Mukherji die Welt durch ein Kaleidoskop von Perspektiven zu erkennen. Er wurde um die Jahrhundertwende in Neu-Delhi, Indien, geboren und verbrachte seine Jugend in Singapur. Vor sieben Jahren kam er nach Deutschland, machte Abitur und begann sein BA-Studium in Sozial- und Kulturanthropologie. Im Jahr 2018 hatte er die Ehre, den ersten Preis beim UK/Germany Poesie Wettbewerb des British Council zu gewinnen. Dieser Preis hat einen Schneeballeffekt ausgelöst, der zu einer kontinuierlichen Zusammenarbeit und Kontakt mit dem Haus für Poesie führte. Seitdem hat er Workshops geleitet beim Poesiefestival Berlin, dem KmS-Projekt “Komm zu Wort", dem POEDU und anderen Haus für Poesie verbundenen Events für junge Menschen zwischen ca. 13-20 Jahren.
- Zeitraum: 01.06.2024 - 31.12.2024
- Format: Modul 2 (halbjährig)
- Ort: Berlin
- Bundesland: Berlin
Downloads zur Autorenpatenschaft
Über nachfolgende Links können Sie sich das Buch mit den Projektergebnissen nach Fertigstellung als PDF herunterladen. Zur Ansicht wird ein PDF Reader benötigt.
Download des Buchs (PDF)
Projektbeschreibung
Hast du dich auch schon immer anders gefühlt? So, als ob du irgendwie nirgends und nie richtig dazu gehörst. Wie ein:e Außerirdische:r zwischen den Normalos, die dich nicht verstehen? Dieser Frage wollen wir in zehn bis vierzehn Workshopterminen unter dem Titel "Anders wie alle anderen" nachgehen und dabei viel über den Tellerrand schauen.
Das schreiben von Gedichten und Texten soll uns dabei helfen, diesem Fremdheitsgefühl auf die Schliche zu kommen und eine Ausdruck dafür zu finden. Die vielen verschiedenen Formen, die uns in den unterschiedlichen Werkstätten von Profis dafür angeboten werden, soll uns das mögliche Spektrum öffnen, dass uns für unseren ganz persönlichen Ausdruck zur Verfügung steht.
Unser Autorenpate, der Rapper, Dichter und Filmer Ayon Mukherji schreibt dazu:
Anderssein ist kein Sonderfall. Die Anerkennung des üblichen Unterschieds ist der erste Schritt zu seiner Akzeptanz, und der letzte Schritt ist die Feier dieser Andersartigkeit.. Der Workshop schafft einen sicheren Raum durch poetische Metaphern und die Möglichkeit, eine fiktive Erzählung über die Identität einer imaginären (oder realen) Person zu entwickeln. Diese mögliche Fiktive Narrativ und Person, die von den Teilnehmenden imaginiert würde, wird dann im Raum geteilt in poetischer und diskursiver Form. Dies führt schließlich zu einer Aufführung dieser imaginierten Identität in einer verkörperten Form auf einer Bühne vor allen Workshop-Teilnehmern. Die Aufgabe besteht darin, den Inhalt eines Charakters oder einer "Person" so weit zu verkörpern, dass die Bühnenpräsenz zur zweiten Natur wird.
Ziel ist es, eine Vorstellung von Identität und Selbstverwirklichung zu fördern, die sich von den homogenisierenden Zwängen des "Erwachsenwerdens" abwendet und diese Tendenz durch eine faire Anerkennung von Ähnlichkeit und Unterschiedlichkeit unterläuft. Ich vertraue darauf, dass die Teilnehmer ihre eigene Person und die Art und Weise, wie sie diese Person darstellen wollen, am besten beurteilen können, und versuche daher nur, ihre Vorstellung zu unterstützen. Das Ziel, diese Identität in ihrer Darstellung zu bestärken, wird fast unterschwellig erreicht. Die Bühnenpräsenz und das Selbstvertrauen, Konzepte des Selbst, persönliche Geschichten und die Art und Weise, wie Narrative Identität konstruieren, darzustellen, zu reflektieren und zu teilen, werden geübt.
Warum ist Haiku dichten in Japan und überall auf der Welt ein Hobby für Millionen Jugendliche? Wie lernt man eigentlich Dichten in den USA? Welche Schätze hat die iranische Dichtungs-Tradition? Wie bringe ich mit Spoken Word mein Herz auf die Bühne? Wie kann ich dichtend spazieren gehen? Und wie dichte ich, wenn es mir richtig richtig mies geht? Dazu gibt es jede Menge Techniken, Ausflüge in Vertonung und Verfilmung und Illustration.
Zusätzlich bieten wir ein stärkendes Coaching an, wo während jeder Werkstatt in Einzelgesprächen viel Platz eingeräumt wird, um auch mal ganz Persönliches in einem geschützten Raum zu besprechen, Fragen zu stellen, für die sonst keine Zeit ist und gemeinsam Lösungen zu finden, für Probleme die im Alltag und im Andersfühlen belasten. Auch hier schreiben wir Texte, um dem ein oder anderen Alien auf die Schliche zu kommen und dessen Sprache zu lernen.
Sowie die Möglichkeit, den Kompetenznachweis Kultur zu erwerben, ein Zertifikat, das mit anderen offiziellen Zeugnissen an zukünftige Arbeitsstellen gegeben und als Nachweis für soft skills benutzt werden kann. Wir freuen uns auf dich!
Bilder zur Autorenpatenschaft
Texte der Autorenpatenschaft
Audios
Familie Freund Feind - Gennaro Jason Viktor
Will you make it better - Leni Adele
Total Eclipse - Tonda Montasser
Texte
Unity
Meine Äste sehen aus wie eine Aorta.
Ich bin nicht nur menschlich, aber ich bin am Leben.
Meine Rinde sieht aus wie Haut unter einem Mikroskop.
Ich bin nicht nur tierähnlich, ich bin am Leben.
Meine Blätter sehen aus wie Herzen, ich bin am Leben.
Meine Wurzeln sehen aus wie Adern, die Blut durch meinen ganzen
Körper pumpen, ich bin am Leben.
Meine Wurzeln reichen tief in die Erde, d.h., ich bin ein Teil der Erde.
Die Erde ist nicht menschlich, aber sie lebt. Wenn ich nicht lebendig
bin, aber lebe, wer bin ich dann?
Ich werde benutzt, aber nicht wertgeschätzt.
Ich bin lebendig, ich habe doch Gefühle, warum könnt ihr das nicht
sehen?
If the world doesn’t revolve around humans, does it revolve around me?
Am I the universe, earth, nature or just a tree? Who am I if I am not
recognized as unity?
Alena, 15 Jahre
Eines Tages
Sie hat versprochen, sie rutscht niemals in die Dunkelheit.
Bleibt auf dem einen Weg, dem geraden Weg.
Ob sie jemals dran geglaubt hat, weiß ich nicht.
Dass sie jemals eine Chance hatte, glaub ich nicht.
Sie ist die Für-immer-Suchende.
Verdammt zur Unzufriedenheit,
zum Chaos,
zur Angst,
zum Verlorensein.
Sie hat einen Namen, ein Alter, ein Gesicht,
doch versteht all das schon lange nicht
die Linien ihrer Haut,
die Schatten vergangener Träume,
die Silben ihres Namens:
alles fremd.
Sind Ausdruck dessen, was sie sein sollte.
Erinnerung daran, was sie mal war.
Sie sitzt nachts im Dunkeln,
weil sie das graue Grau der Häuserblocks nicht erträgt.
Fühlt sich eingeengt, ihr Atem flach,
schwört sich, eines Tages das Licht zu suchen,
eines Tages ihr Glück zu finden,
eines Tages frei zu fliegen.
Noch segelt sie, durch Dunkelheit.
Ihr Wasser: Beton.
Ihr Boot: voller Lecks,
summt ein Lied von früher,
schläft langsam ein,
beginnt zu träumen
von grünen Wiesen im Sonnenschein.
Zora, 19 Jahre
Ort des Findens/Normativ
Chaos, Unordnung alles dasselbe
Die Gedanken rennen und doch nichts.
Alles warm und doch kalt
Alles unordentlich neu ordnen,
Wie den Kurs neu setzen
Um mich herum, alles egal
Das Ziel: suchen und finden.
Tumult, Gewirr, ich bin zurück
Massen flüchten, es regnet
Schutz suchend bahnen sie sich den Weg
Das Gewirr ordnet sich ein,
Alleine im Regen
Ein flüchtiger Blick, alles egal
Der Weg: ungewiss und neu.
Michael, 18 Jahre

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